7 Sep 2025
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Pole-Drama in Q3: Norris sticht Leclerc aus
Eine Runde, null Fehler, volle Punktlandung: Lando Norris nimmt beim Monaco GP 2025 die Pole mit 1:09,954 Minuten und entreißt Charles Leclerc die Spitzenposition in letzter Sekunde. Der Monegasse hatte kurz zuvor mit 1:10,063 vorgelegt, wirkte auf Kurs Richtung Heim-Pole – bis Norris in seinem finalen Versuch noch ein paar Hundertstel auftat. Oscar Piastri komplettiert als Dritter (1:10,129) die McLaren-Show im Fürstentum.
Das Entscheidende: Norris bekam auf seinem letzten Reifensatz zwei schnelle Runden zusammen, was in Monaco selten klappt. Die Softs bauten nicht ab, der McLaren fand Grip im zweiten Schuss – genau in dem Fenster, in dem andere schon rutschten. Leclerc hatte die Strecke kurz vor Schluss für sich, freie Bahn, saubere Out-Lap, aber in Sektor zwei fehlte ihm der letzte Biss auf dem Curb-Ausgang. Piastri war nah dran, suchte seine erste Monaco-Pole, verpasste sie um Zehntelbruchteile.
Lewis Hamilton, inzwischen im Ferrari, meldete sich nach seinem Crash im Abschlusstraining stark zurück und fuhr zunächst auf P4 (1:10,382). Dann der Rückschlag: Die Sportkommissare brummten ihm eine Drei-Plätze-Strafe auf – Behinderung von Max Verstappen in Q1. Ergebnis: Hamilton fällt auf Startplatz 7, Verstappen rückt auf 4 vor. Der Red-Bull-Pilot hatte mit 1:10,669 ohnehin einen zähen Samstag, kämpfte mit Balance und Einlenken, blieb aber in Schlagdistanz zur zweiten Startreihe.
Eine der Überraschungen des Tages: Isack Hadjar knallt den Racing Bulls auf Rang 6 und setzt damit ein Ausrufezeichen vor einem Altmeister. Denn Fernando Alonso musste sich im Aston Martin hinter dem Rookie anstellen. Esteban Ocon stellt seinen Haas auf P8, dahinter teamintern stark: Liam Lawson (Racing Bulls) auf P9. Alex Albon (Williams) rundet die Top Ten ab – saubere, fehlerfreie Arbeit, genau das, was es zwischen Leitplanken braucht.
Der Samstag war aber nicht nur schnell, sondern auch teuer. Mercedes erwischt es doppelt: Kimi Antonelli rutscht in Q1 in die Mauer und ist raus. George Russell verliert in Q2 plötzlich Leistung, bleibt stehen – Rotphase. Die Unterbrechung killt Rhythmus und Reifenfenster, die Runde ist weg, das Vertrauen auch. Am Ende stehen beide Silberpfeile ohne echte Chance da. In Monaco ist das fatal, weil man Positionen fast nur im Qualifying gewinnt.
Auch hinten drin wurde sortiert. Lance Stroll, im Zeitentableau nur auf P19, kassiert zusätzliche Strafen und rutscht ganz nach hinten. Neben ihm startet Ollie Bearman: Der hatte sich als 17. qualifiziert, bekam aber zehn Plätze obendrauf – Überholen unter Rot ist in Monaco eine klare No-Go-Zone. Das Grid wurde also einmal ordentlich durchgeschüttelt.
So liest sich die Startaufstellung an der Spitze nach den Strafen:
- 1. Lando Norris (McLaren)
- 2. Charles Leclerc (Ferrari)
- 3. Oscar Piastri (McLaren)
- 4. Max Verstappen (Red Bull)
- 5. Isack Hadjar (Racing Bulls)
- 6. Fernando Alonso (Aston Martin)
- 7. Lewis Hamilton (Ferrari, -3 Plätze)
- 8. Esteban Ocon (Haas)
- 9. Liam Lawson (Racing Bulls)
- 10. Alex Albon (Williams)
Knapp hinter den Top Ten: Carlos Sainz auf P11, nach fehlendem Grip im entscheidenden Q2-Run. Yuki Tsunoda ordnet sich als Zwölfter ein, ringt weiter mit dem Paket und dessen Feinabstimmung auf dem Stop-and-Go-Kurs.
Strafen, Ausfälle, Taktik: Was das Ergebnis bedeutet
Monaco verzeiht nichts: Position ist König, Reifenmanagement die Königin. Wer vorne losfährt, kontrolliert das Tempo, diktiert die Boxenfenster und zwingt den Rest in Reaktionsmuster. Genau das spielt Norris in die Karten. Sein Vorteil? Der McLaren kommt schnell auf Temperatur, ohne die Hinterreifen zu verbrennen – ein Schlüssel auf dem Weg durch Sainte Devote hoch zu Massenet, wo Grip und Traktion alles sind.
Leclerc startet aus P2 mit dem Druck einer Stadt im Rücken. Er weiß: Nach Kurve 1 kann er den Grand Prix halb gewinnen – oder in der Leitplanke verlieren. Der Ferrari sah über eine Runde stabil aus, vor allem beim Anbremsen. Im Verkehr jedoch droht Überhitzung, und die Reifen kommen in Monaco selten wieder. Heißt: Der Start, der erste Stint, die Track-Position – all das wiegt mehr als reine Rennpace.
Piastri wird als WM-Spitzenreiter nicht wild riskieren, aber er hat Optionen. Bleibt er an Norris’ Diffusor, kann McLaren das Rennen zweigleisig spielen: einen Wagen auf Undercut, den anderen auf Overcut. In Monaco gewinnt oft der Overcut, weil frische Reifen am Anfang rutschen und die Out-Lap im Verkehr stirbt. Voraussetzung: saubere In-Lap und ein Team, das den Boxenstopp im Schlaf abspult.
Verstappen auf Startplatz 4 ist besser dran, als es der Samstag gefühlt hergab. Von dort rechnen viele mit dem langen ersten Stint. Wenn der Red Bull im vollen Tank ruhiger liegt, lebt die Chance über Strategie und – ja, das Wort fällt immer – Safety Car. In Monaco ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Gelb oder eine Neutralisation das Feld zusammenschiebt. Wer dann den richtigen Reifen drauf hat, sammelt.
Hamiltons Strafe tut weh, weil P4 in Monaco eine Art Podiumsvorlage ist. Aus P7 braucht er Geduld und offene Fenster, vielleicht das frühe Risiko mit dem Undercut auf klare Luft. Der Ferrari kam nach seinem Trainingsabflug erstaunlich gefügig zurück, die Basis stimmt. Nur: An Alonso und vor allem an Hadjar muss er erst vorbei – und der Rookie hat am Samstag gezeigt, dass er die Nerven behält. Ein sauberer Start, cleveres Energiemanagement, kein Overdrive – schon wird aus P5 ein Podiumskandidat.
Für Alonso öffnet sich ein anderes Fenster: Erfahrung. Der Spanier kann Tempo managen wie kaum ein Zweiter, weiß, wann er drückt und wann er die Hinterachse schont. Startplatz 6 ist in Monaco wertvoll, weil er die Chaoszone im Mittelfeld umschifft. Bleibt er fern von Ärger, wartet seine Chance an der Boxenmauer.
Haas mit Ocon auf 8 wird die Track-Position verteidigen, so lange es geht. Saubere Stopps, klare Funksprüche, kein Zucken beim Re-Join – darum geht’s. Lawson und Albon dahinter lauern. Williams hat in Monaco traditionell Spaß, wenn der Grip passt und die Bremskühlung nicht überkocht. Ein einziger Verbremser, und du bist fällig.
Mercedes muss derweil Schadensbegrenzung betreiben. Antonellis Q1-Crash reißt das Fenster für Setuparbeit zu, Russells Leistungsverlust inklusive roter Flagge nimmt dem Team die Luft. Ohne Rhythmus kein Monaco-Tempo. Die Aufgabe am Sonntag: sauber durchkommen, Opportunitäten pflücken, wenn sich die Rennleitung meldet. Jeder Ausfall, jede Strafe kann in Punkte umgemünzt werden.
Hinten im Feld ist das Leben hart. Stroll und Bearman starten aus der letzten Reihe – beide mit Rucksack. Überholen ist auf diesen 3,337 Kilometern eher ein Ereignis als eine Option. Heißt: Risiko an der Box, Risiko bei Safety-Car-Phasen, Risiko beim Reifenfenster. Wer zu früh kommt, steht im Verkehr. Wer zu spät kommt, verliert den Cut. Das Team mit dem besten Timing gewinnt Positionen, nicht das mit der mutigsten Bremse.
Und die Reifengeschichte? Im Qualifying liefen alle auf Soft. Im Rennen wird die Wahl konservativer: ein früher Medium-Stint, dann Hard bis ins Ziel – sofern die Temperaturen und der Verkehr mitspielen. Der entscheidende Faktor ist die Aufwärmrunde nach dem Stopp. Wer in der Out-Lap blockiert oder hinter einem langsameren Auto landet, verliert in Monaco Sekunden, die er nie wieder sieht.
Dass die Abstände an der Spitze minimal sind, macht die Sache scharf. Norris’ Pole-Runde war präzise, aber nicht außer Reichweite. Leclercs Ferrari fühlt sich leichtfüßig an, Piastri ist in Reichweite von beidem. Und Verstappen ist Verstappen: selbst mit einem schwierigen Samstag bleibt er sonntags ein Faktor. Mit einer eng getakteten Boxenstrategie, ein, zwei neutralisierten Phasen und einem Start, der überlebt wird, kann dieses Rennen kippen – mehrfach.
Die Geschichte des Wochenendes ist aber McLaren. Zwei Autos in den Top 3, ein Fahrer auf Pole, der andere mit WM-Führung. Das gibt dem Team die seltene Freiheit, eine Rennstory zu schreiben, statt nur zu reagieren. Ferrari dürfte mit Leclerc auf Attacke gehen und mit Hamilton eine alternative Linie fahren. Red Bull wird seine Long-Run-Stärke testen, sobald Luft ist. Racing Bulls schnuppert an einer der besten Teamleistungen der Saison. Alonso weiß, wann er zupackt. Und Williams sowie Haas haben ein klares Ziel: keine Fehler, keine Strafen, volle Kasse.
Monaco ist ein Schachspiel im Tempo einer U-Bahn. Wer heute die Nerven behält, morgen die Einfahrt in die Boxengasse trifft und den richtigen Zeitpunkt erwischt, steht am Ende auf dem Balkon. Norris hat die erste Figur gesetzt. Der Rest des Feldes muss jetzt antworten – Zug um Zug, Kurve um Kurve, Leitplanke an Leitplanke.