28 Sep 2025
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Die russische Wirtschaft befindet sich im Herbst ihres langwierigen Krieges gegen die Ukraine – ein Symbol, das Analysten für die Phase nutzen, in der Ressourcen knapp und Verluste spürbar werden. Offizielle Zahlen aus dem ersten Halbjahr 2025 zeigen, dass das auf den Militärsektor ausgerichtete Wirtschaftsmodell nicht mehr tragfähig ist. Der Russlands Kriegsökonomie steht am Abgrund, weil die militärische Industrie zunehmend Kosten aus dem zivilen Sektor saugt.
Stagnierende Kriegswirtschaft – Zahlen und Fakten
Die Statistiken der russischen Behörden sind eindeutig: Von den 89 Verwaltungsregionen wiesen 67 im Zeitraum Januar bis Juni 2025 gravierende Haushaltsdefizite auf. Besonders stark betroffen sind die industriellen Zentren im Ural und die ressourcenreichen Gebiete Sibiriens, wo die Staatseinnahmen aus Rohstoffexporten stark zurückgegangen sind.
In derselben Periode hat das Kreml rund 8,5 Billionen Rubel – das entspricht etwa 100 Milliarden US‑Dollar – für militärische Zwecke bereitgestellt. Gleichzeitig sinken die Einnahmen aus Öl, Gas und anderen Exportgütern, weil westliche Sanktionen den Zugang zu internationalen Finanzmärkten beschränken und ukrainische Angriffe die Energieinfrastruktur beschädigt haben.
Das Bruttoinlandsprodukt wächst im Jahr 2025 nur noch um 1 % im Vergleich zu 4,3 % im Vorjahr. Präsident Putin selbst hat in einer Kabinettssitzung eingeräumt, dass das Wachstum in den ersten sieben Monaten lediglich 1,1 % betrug. Angesichts dieser Zahlen hat das Finanzministerium zum ersten Mal seit Beginn der Volloffensive die Verteidigungsausgaben für das kommende Jahr um 10 Milliarden Euro gekürzt – ein deutliches Zeichen für die wachsende Finanzschieflage.
- 67 von 89 Regionen melden Defizite
- Militärausgaben: 8,5 Billionen Rubel (≈ 100 Mrd. USD)
- GDP‑Wachstum 2025: 1 %
- Erster Verteidigungshaushalt‑Cut seit 2022

Politische Konsequenzen und gesellschaftlicher Wandel
Der Druck auf die Wirtschaft hat bereits politische Turbulenzen ausgelöst. Der Rücktritt von Dmitri Kozak, einem langjährigen Vertrauten Putins, signalisiert, dass sogar das innerste Kreml‑Team die Belastungen des Krieges spürt. Viele Beamte und Mitglieder der Bürokratie sehen wenig Nutzen mehr darin, den Konflikt zu verlängern, während die Elite um Putin herum schrumpft.
Die öffentliche Stimmung wandelt sich ebenfalls. Umfragen zeigen eine steigende Ablehnung des Krieges, während das Vertrauen in die wirtschaftliche Zukunft stark rückläufig ist. Dies führt zu einem wachsenden Wunsch nach einer politischen Kursänderung, was das Regime zusätzlich destabilisiert.
Mehrere strukturelle Probleme verschärfen die Lage: Der Verlust wichtiger Exportmärkte für Rüstungsgüter, steigende Kosten für Sanktionen‑Umgehung und eine schwache Arbeits‑ sowie Migrationspolitik. Die jüngsten ukrainischen Angriffe auf Pipelines und Raffinerien haben die russischen Ölexporte weiter reduziert, und die fallenden Ölpreise tragen dazu bei, dass die Staatskasse immer dünner wird.
Die Zukunft der russischen Kriegswirtschaft hängt stark von den globalen Ölpreisen und dem weiteren Vorgehen der westlichen Sanktionen ab. Sollte es zu einer Lockerung seitens der USA kommen, könnten Banken wieder Kredite vergeben und Unternehmen Investitionen aufnehmen – allerdings besteht die Gefahr, dass dieses Geld erneut in die Aufrüstung fließt, statt in zivile Infrastruktur.
Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass das russische Wirtschaftssystem, das seit Jahren immer stärker auf die Kriegsmaschinerie ausgerichtet ist, nun an seine Grenzen stößt. Die Kombination aus sinkenden Rohstofferlösen, anhaltenden Sanktionen und wachsendem Unmut in Bevölkerung und Elite erzeugt einen Sturm, der das Land in den kommenden Monaten vor gravierende Entscheidungen stellen wird.