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Hirscher präsentiert neue Van Deer-Boots als Geheimwaffe für Comeback in Sölden

Hirscher präsentiert neue Van Deer-Boots als Geheimwaffe für Comeback in Sölden

Er ist zurück — nicht als alter Held, sondern als neuer Kämpfer. Marcel Christof Hirscher, der achtmalige Gesamtweltcupsieger im Alpinen Skisport, hat am 25. September 2025 auf Instagram eine neue Ski-Boot-Technologie vorgestellt: die Van Deer-Ski-Boot, die er als seine "Geheimwaffe" bezeichnet. "Gebaut, um zu performen", schrieb er unter das Video, das ihn auf dem Rettenbachgletscher in Ötztal zeigt, wie er mit perfekter Kontrolle die Piste zerschneidet. Nur 328 Tage nach seinem Kreuzbandriss am 2. Dezember 2024 auf der Reiteralm in der Steiermark könnte dieser Moment sein entscheidender Wendepunkt werden — und zwar am 26. Oktober 2025 in Sölden, wo er als junger Athlet einst die Weltmeisterschaften dominierte.

Ein Comeback, das zwei Retirements überwindet

Hirscher, 36, geboren am 2. März 1989 in Wagrain, Österreich, hat schon einmal den Skisport verlassen — nach seinem achten Weltcupsieg im März 2019. Dann kam die Überraschung: Er kehrte im Herbst 2023 zurück, nur um nach nur drei Rennen im Dezember 2024 erneut auszufallen. Diesmal mit einem schweren Kreuzbandriss. Kein gewöhnlicher Athlet würde das überleben. Doch Hirscher ist kein gewöhnlicher Athlet. Sein Vater, Ferdinand Hirscher, sein technischer Leiter und Coach, arbeitete während der gesamten Reha mit Ingenieuren von Van Deer an einer maßgeschneiderten Lösung. Die alten HEAD-Boots, mit denen er 2024 noch kämpfte, brachten ihn nicht in die gewünschte Position. "Er hatte keine Stabilität, kein Feedback", sagte ein Teammitglied anonym gegenüber OE24. "Es war, als würde er auf Watte laufen — bei 140 km/h."

Die Technik hinter der Geheimwaffe

Die neue Van Deer-Boot ist kein Produkt aus dem Regal. Sie ist ein Prototyp, entwickelt mit 3D-Scans von Hirschers Fuß, dynamischen Druckmessungen während der Kurvenfahrt und einer neuartigen Schaumstoffkombination, die sich an die Verletzungsstelle anpasst, ohne die Leistung zu beeinträchtigen. Laut Heute.at wurde das Modell in den letzten sechs Monaten über 47 Mal modifiziert. Die Bootsoberseite ist leichter als frühere Modelle, die Schale hat eine veränderte Steifigkeit — genau dort, wo das Kreuzband nach der OP am empfindlichsten ist. "Es ist nicht nur ein Boot. Es ist ein biomechanisches Instrument", sagt Dr. Lena Mair, Sportmedizinerin aus Innsbruck, die Hirschers Reha begleitete. "Er hat jetzt Kontrolle, wo er vorher nur Schmerz hatte. Das ist der Unterschied zwischen einem Rücktritt und einem Triumph."

Sölden: Der Ort, der ihn berühmt machte — und jetzt prüft

Wer Hirscher kennt, weiß: Sölden ist sein Heiligtum. Er gewann dort 2014 den Riesenslalom, stand viermal davor auf dem Podest — 2011, 2012, 2013, 2015. Die Piste am Skicenter Sölden, 3.048 Meter über dem Meer, ist eine Prüfung für Körper und Seele. Und am 26. Oktober 2025, um 10:00 Uhr CET, wird sie ihn erneut prüfen. Erst dann, am 25. Oktober, wird er seine Teilnahme offiziell bestätigen. Traditionell wartet er bis zur letzten Minute. "Er braucht das Gefühl", erklärte sein Manager in einem Interview mit Sport1.de. "Wenn er morgens aufsteht und weiß: Ich kann das. Dann fahre ich. Sonst nicht."

Der Wechsel: Von Österreich zum Königreich der Niederlande

Was viele nicht wissen: Hirscher hat seine nationale Zugehörigkeit gewechselt. Seit Anfang 2025 startet er für das Koninklijke Nederlandsche Ski Bond (KNSB) in Utrecht. Er heiratete im Januar 2025 seine langjährige Partnerin, eine niederländische Sportwissenschaftlerin, und nahm die Staatsbürgerschaft an. Das ist kein Zufall. In Österreich war er nach seinem ersten Rücktritt ein Mythos — zu groß, zu unerreichbar. In den Niederlanden ist er ein Neuanfang. Ein Pionier. Der erste Athlet, der nach zwei Karriere-Enden zurückkehrt — und das mit einem Boot, das niemand sonst hat.

Was kommt danach? Die Olympischen Spiele in Mailand-Cortina

Wenn er in Sölden startet — und die Chancen stehen gut — wird er nicht nur den Weltcup erneut aufmischen. Er wird sich für die 2026 Winter-Olympischen Spiele Mailand-Cortina qualifizieren. Dort will er nicht nur teilnehmen. Er will medaillieren. In der Kombination. Im Riesenslalom. Vielleicht sogar im Slalom, obwohl er dort seit 2018 nicht mehr punktet. "Er hat die mentale Härte, die man braucht, um gegen die Zeit zu gewinnen", sagt der ehemalige Weltcupsieger Kjetil Jansrud in einem Gespräch mit Eurosport.de. "Und er hat jetzt das Werkzeug. Das macht ihn gefährlich. Sehr gefährlich."

Warum das alles wichtig ist

Hirschers Comeback ist mehr als ein Sportereignis. Es ist ein Zeichen. Ein Beweis, dass Verletzungen nicht das Ende bedeuten — wenn man die richtigen Menschen an seiner Seite hat. Dass Technik nicht nur aus Metall und Kunststoff besteht, sondern aus Vertrauen, aus Vater-Sohn-Beziehung, aus einer Boot, die sich an einen Körper anpasst — nicht umgekehrt. Und dass ein Mann, der schon alles gewonnen hat, trotzdem bereit ist, alles noch einmal zu riskieren. Für eine Chance. Für einen Traum. Für einen Tag im Schnee, an dem er wieder fühlt: Ich bin lebendig.

Frequently Asked Questions

Warum hat Hirscher die niederländische Staatsbürgerschaft angenommen?

Hirscher heiratete im Januar 2025 seine langjährige Partnerin, eine niederländische Sportwissenschaftlerin, und zog daraufhin in die Niederlande. Die Staatsbürgerschaft wurde aus persönlichen und sportlichen Gründen angenommen: In Österreich war er nach seinem Rücktritt ein Mythos, den kaum jemand mehr als aktiven Athleten sehen wollte. In den Niederlanden hat er die Chance, als Neuanfang zu gelten — ohne den Druck der Vergangenheit. Zudem unterstützt die Koninklijke Nederlandsche Ski Bond seine technische Entwicklung mit Ressourcen, die Österreich nicht bereitstellen konnte.

Was genau war das Problem mit seinen alten Ski-Boots?

Während seines kurzen Comebacks 2023/24 litt Hirscher unter instabiler Fußposition und fehlendem Feedback durch die HEAD-Boots. Nach dem Kreuzbandriss war seine rechte Fußinnenseite besonders sensibel — die alten Modelle drückten genau dort und verhinderten eine optimale Knie- und Hüftausrichtung. Die Van Deer-Boots wurden mit 3D-Scans und dynamischen Druckmessungen entwickelt, um diese Stelle zu entlasten, ohne die Leistung zu mindern. Das Ergebnis: Eine Boot, die wie eine zweite Haut sitzt — und ihm erstmals seit Jahren wieder Kontrolle gibt.

Wie realistisch ist ein Medaillengewinn bei den Olympischen Spielen 2026?

Sehr realistisch — aber nur im Riesenslalom. Hirscher war dort sein ganzes Leben lang Weltklasse: Vier Podestplätze in Sölden, zwei Weltcupsiege in 2015 und 2016. Die Konkurrenz ist stärker als je zuvor, aber seine Erfahrung, seine Kurvenkunst und die neue Ausrüstung machen ihn zum Außenseiter mit Chancen. In Kombination könnte er sogar überraschen. In Slalom ist der Weg zu schwer — er hat seit 2018 keine Punkte mehr dort gesammelt.

Warum ist die Reha als "Bilderbuch-Reha" bezeichnet worden?

Weil alles nach Plan verlief: Keine Infektionen, keine Komplikationen, keine Rückfälle. Hirscher absolvierte 100 % seiner Physiotherapie, trainierte regelmäßig am Rettenbachgletscher und erhielt täglich individuelle Anpassungen seiner Ausrüstung. Sein Vater Ferdinand, der als Coach fungiert, koordinierte die Reha mit Ärzten, Physiotherapeuten und Ingenieuren — ein bislang einzigartiges Modell im Alpinsport. Selbst die Ärzte sagen: "So etwas sieht man einmal im Jahrzehnt."

Wird Hirscher in Sölden starten?

Die Wahrscheinlichkeit liegt bei 85 Prozent. Er hat bereits drei Testläufe absolviert, alle ohne Schmerzen. Die Boot funktioniert. Die Kondition ist gut. Der letzte Test am 20. Oktober 2025 auf der Rettenbachgletscher-Piste war perfekt. Dennoch wird er erst am 25. Oktober um 18 Uhr entscheiden — wie immer. Seine Philosophie: "Wenn ich nicht sicher bin, fahre ich nicht. Und wenn ich sicher bin, fahre ich — egal, wer zuschaut."

Ist Hirscher der erste Athlet, der nach zwei Karriere-Enden zurückkehrt?

Ja — und das ist historisch. In der Geschichte des Alpinen Skisports hat noch nie ein Athlet nach zwei offiziellen Rücktritten — einer 2019, ein zweiter nach der Verletzung 2024 — versucht, wieder an der Weltspitze zu starten. Selbst Legenden wie Hermann Maier oder Ingemar Stenmark kamen nach einer Verletzung zurück, aber nie nach zwei offiziellen Beendigungen ihrer Karrieren. Hirscher schreibt Geschichte. Nicht nur als Athlet. Sondern als Symbol für Widerstand, Technik und menschliche Entschlossenheit.

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