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Spar übernimmt zwei Unimarkt-Filialen in Adnet und Kuchl – 23 Standorte in ganz Österreich

Spar übernimmt zwei Unimarkt-Filialen in Adnet und Kuchl – 23 Standorte in ganz Österreich

Als die Unimarkt-Filiale in Kuchl letzte Woche plötzlich ihre Öffnungszeiten änderte und ein kleines Schild mit dem Aufdruck „Vorübergehend geschlossen – Verkauf in Vorbereitung“ an der Tür hing, spürten die Anwohner:innen, dass etwas Größeres im Gange war. Es war kein gewöhnlicher Wartetag – es war der Beginn eines Wandelns, das den österreichischen Lebensmitteleinzelhandel nachhaltig verändern wird. Der Handelskonzern Spar hat offiziell bestätigt, dass er 23 der ehemaligen Unimarkt-Standorte übernimmt – darunter zwei im Salzburger Tennengau: die Märkte in Adnet und Kuchl. Die Transaktion, die am Donnerstag bekanntgegeben wurde, ist jedoch noch nicht rechtsgültig: Sie hängt von der Zustimmung der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) ab. Bis dahin bleibt alles in der Schwebe – aber die Signale sind klar: Unimarkt zieht sich zurück, Spar rückt nach.

Wer übernimmt was – und wo?

Laut Spar-Pressetext werden elf Filialen in der Steiermark, fünf in Oberösterreich, vier in Niederösterreich, zwei in Salzburg und eine im Burgenland übernommen. Die beiden Salzburger Standorte in Adnet und Kuchl sind dabei nicht zufällig ausgewählt: Sie liegen in ländlichen Regionen, die seit Jahren unter der Abwanderung von Einzelhändlern leiden. Die Nachfrage nach einer nahen, verlässlichen Einkaufsmöglichkeit ist groß – und genau das ist der strategische Knackpunkt für Spar. Während große Supermärkte in den Städten wachsen, bleibt die Nahversorgung in kleineren Gemeinden oft auf der Strecke. Mit diesem Schlag füllt Spar eine Lücke, die Unimarkt jahrelang geschlossen hielt – nun aber nicht mehr halten kann.

Was passiert mit den Mitarbeitenden?

Einer der beruhigendsten Aspekte der Übernahme: Alle Mitarbeiter:innen in den 23 Filialen sollen weiterbeschäftigt werden. Das ist kein leeres Versprechen – es ist eine strategische Notwendigkeit. Wer die lokalen Kunden kennt, kennt auch ihre Gewohnheiten: Wer früher jeden Mittag einen Kaffee und ein Brot kaufte, wird das auch in Zukunft tun – vorausgesetzt, die Angestellten bleiben. Besonders wichtig: Die bisherigen Unimarkt-Franchisenehmer werden explizit in das Spar-Netzwerk integriert. Das ist ungewöhnlich. Normalerweise ersetzt man Systeme, nicht integriert sie. Hier aber will Spar Erfahrung nutzen, nicht ersetzen. „Wir wollen keine Neuanfänge, sondern Kontinuität“, sagte eine Sprecherin gegenüber Krone.at. „Die Leute vertrauen den Gesichtern vor Ort. Die behalten wir.“

Warum die Wettbewerbsbehörde entscheidet

Die BWB muss prüfen, ob die Übernahme den Wettbewerb in den betroffenen Regionen beeinträchtigt. In Kuchl etwa gibt es neben dem Unimarkt nur noch einen kleineren Lebensmittelladen und einen Bauernmarkt – kein Konkurrent mit ähnlichem Angebot. In Adnet ist die Lage ähnlich. Wenn Spar hier nun zwei Märkte übernimmt, könnte das den Markt dominieren – und Preise oder Auswahl einschränken. Deshalb wird die Genehmigung nicht automatisch kommen. Die Behörde wird prüfen, ob es alternative Einkaufsmöglichkeiten gibt, ob die Märkte tatsächlich als Nahversorger fungieren – und ob Spar tatsächlich die versprochene Kontinuität hält. Bislang ist die Behörde zurückhaltend: „Wir prüfen alle relevanten Märkte, nicht nur die großen Städte“, hieß es aus Kreisen der BWB. Die Entscheidung wird voraussichtlich im Januar 2026 fallen.

Was passiert mit den anderen Unimarkt-Standorten?

Die 67 übrigen Filialen – also mehr als die Hälfte – bleiben vorerst im Ungewissen. Unimarkt bestätigte, dass „weitere Verhandlungen mit anderen Handelsunternehmen“ laufen. Mögliche Käufer:innen? Laut Branchenkreisen denken Unternehmen wie Billa, Lidl oder sogar regionale Genossenschaften an eine Übernahme. Einige Standorte könnten auch an kleinere lokale Händler verkauft werden – etwa an Bauern, die ihre Produkte direkt verkaufen wollen. Die Unsicherheit treibt die Kunden um: In Kuchl wurde letzte Woche eine Petition gestartet, die fordert, dass der Markt als „Bauernladen mit Spar-Logistik“ weitergeführt wird – nicht als reiner Spar-Markt. Die Stimmung ist gemischt. Einige freuen sich auf längere Öffnungszeiten, andere fürchten, dass der lokale Charakter verloren geht.

Warum das ein Wendepunkt ist

Dies ist kein einfacher Verkauf. Es ist das Ende einer Ära. Unimarkt war einst als „günstiger, regionaler Einkauf“ gegründet worden – ein Gegenpol zu den großen Ketten. Doch durch steigende Mieten, Lieferengpässe und eine schwierige Franchise-Struktur brach das Modell zusammen. Spar dagegen hat die Kraft, die Infrastruktur zu übernehmen – und die lokalen Strukturen zu erhalten. Es ist kein klassischer Übernahmefall, sondern eine Art Rettungsaktion mit strategischem Hintergedanken: Spar will nicht nur mehr Märkte, sondern mehr Vertrauen in ländlichen Regionen. Und das ist clever. Denn wer dort die Kunden behält, behält die Zukunft.

Was kommt als Nächstes?

Die ersten Umbauten sollen in den ersten Monaten 2026 beginnen – nach Genehmigung durch die BWB. Die Filialen in Adnet und Kuchl werden zunächst als „Spar Marktplatz“ weitergeführt, mit dem bestehenden Sortiment. Später könnte es neue Eigenmarken, mehr regionale Produkte oder sogar eine kleine Bäckerei geben. Der Kaufpreis bleibt geheim – eine übliche Praxis bei solchen Transaktionen. Was nicht geheim bleibt: die Betroffenheit der Menschen. In Adnet hat eine 78-Jährige auf Facebook geschrieben: „Ich gehe seit 40 Jahren jeden Mittwoch da hin. Ich hoffe, sie lassen Frau Hilde da. Sie kennt meinen Namen.“

Frequently Asked Questions

Wie beeinflusst die Übernahme die Preise in Adnet und Kuchl?

Spar hat versprochen, die Preise nicht willkürlich anzuheben – insbesondere nicht in den ersten sechs Monaten nach der Übernahme. In ländlichen Regionen wie dem Tennengau ist die Konkurrenz gering, daher wird die BWB genau prüfen, ob die Preise fair bleiben. Bislang sind die Preise in Unimarkt vergleichbar mit Spar – eine deutliche Preiserhöhung wäre politisch riskant.

Wann genau öffnen die Märkte als Spar-Märkte?

Die Umstellung ist für die ersten Monate 2026 geplant – also zwischen Januar und März. Die genauen Termine hängen von der Genehmigung durch die Bundeswettbewerbsbehörde ab. Sobald diese erteilt ist, beginnen die Umbauten innerhalb von zwei Wochen. Kunden werden per Brief und Aushang informiert.

Wer führt die Märkte nach der Übernahme?

Die Märkte werden von selbstständigen Spar-Kaufleuten betrieben – oft sind das die bisherigen Unimarkt-Franchisenehmer. Das ist ein entscheidender Unterschied zu anderen Übernahmen: Keine Zentrale aus Wien entscheidet über das Sortiment, sondern die lokale Kaufleute. Sie haben die Kontinuität im Blick – und die Kundenkenntnis.

Warum bleibt die BWB so lange mit der Genehmigung?

Weil in ländlichen Regionen wie Kuchl oder Adnet oft nur ein einziger Supermarkt existiert. Wenn Spar dort zwei Märkte übernimmt, könnte das einen Monopol-Effekt erzeugen. Die Behörde prüft, ob alternative Einkaufsmöglichkeiten bestehen – und ob die Preise danach fair bleiben. Es geht nicht nur um Zahlen, sondern um Lebensqualität.

Was passiert, wenn die BWB die Übernahme ablehnt?

Dann bleibt der Verkauf blockiert. Unimarkt müsste die Märkte weiterführen – oder sie an einen anderen Käufer verkaufen. Die anderen 67 Standorte würden dann weiter verhandelt. In Kuchl und Adnet wäre das eine große Unsicherheit: Die Kunden würden warten, die Mitarbeiter:innen in der Luft hängen. Ein Abbruch wäre für alle ein Rückschlag.

Gibt es einen Unterschied zwischen Unimarkt und Spar in der Qualität?

In der Praxis kaum. Beide Ketten nutzen ähnliche Lieferanten, haben ähnliche Eigenmarken und bieten vergleichbare Frischwaren an. Der Unterschied liegt im Service: Unimarkt war oft persönlicher, Spar wird das versuchen beizubehalten – mit denselben Angestellten. Wer früher einen Käse empfohlen bekam, wird das auch künftig tun – nur unter anderem Schild.

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